Gesund Essen und Hatha Yoga

Gesund Essen und Hatha Yoga: Teil 1

Es ist absolut großartig, dass immer mehr Menschen sich gesund ernähren möchten. Immer mehr Menschen erkennen nämlich, dass unser Darm wie unser zweites Gehirn ist. Und das ist wirklich eine tolle Entwicklung! Weniger bekannt ist jedoch, dass auch die Art und Weise, wie und wie oft wir essen, einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden hat. Denn dadurch wird beeinflusst, wie sich das Essen in unserem System assimiliert und wie vital wir uns fühlen. Oft essen wir einfach nebenbei, während wir etwas anderes tun. Wir laufen irgendwohin, lesen etwas dabei oder schauen ein Video. In diesem Blog-Artikel möchte ich diese Themen beleuchten und meine Erfahrungen mit dir teilen, was gesundes Essverhalten mit Yoga zu tun hat. Dabei werde ich auch über meine Erfahrungen im Ashram, bzw. im Isha Yoga Center berichten, wie dort mit dem Essen umgegangen wird.

Und wie immer gilt: Höre auf deinen Körper und finde heraus, was dir gut tut! 🙂

Am Ende des Artikels stelle ich eine Liste zusammen, die dir helfen kann, achtsam mit deiner Ernährung umzugehen. Ich bin gespannt, wie sich dadurch dein Alltag und deine Selbstwahrnehmung verändern.

Du bist, wie du isst: was Verdauung mit unserer Psyche zu tun hat

Im klassischen Hatha-Yoga, wie das von Sadhguru, dem Yogi, Mystiker und Visionär, gelehrt wird, machen wir nach einer Hauptmahlzeit eine vierstündige Pause, bevor wir Yoga praktizieren. Als ich mit dem klassischen Hatha Yoga begann, wurde mir bewusst, wie wichtig dieser Aspekt des leeren Magens ist. Aus Unwissenheit habe ich früher nach dem Frühstück an irgendeinem Online-Yogakurs teilgenommen. Vor allem bei den energetischen Übungen von Kundalini Yoga hätte ich mir damit wirklich schaden können! Zum Glück habe ich das nicht allzu oft gemacht.

Am Anfang war es wirklich eine Herausforderung für mich, 4 Stunden am Stück nichts zu essen, da ich vor der Isha Hatha Yoga-Erfahrung immer zwischendurch gesnackt habe und eigentlich den ganzen Tag nie einen leeren Magen hatte. Mein Verdauungstrakt war praktisch immer mit Verdauen beschäftigt und das hat mich enorm viel Energie gekostet! Außerdem habe ich unbewusst versucht, durch das Essen meine innere Unruhe zu stillen.

Als ich meine Hatha-Yoga-Ausbildung im Isha Hatha Yoga Center machte, lernte ich, dass, wenn der Verdauungsprozess im Magen stattfindet, die Reinigung des Körpers auf zellulärer Ebene fast zum Stillstand kommt. Denn wenn man den ganzen Tag isst, halten die Zellen die Schadstoffe lange zurück. Mit der Zeit kann das aber zu verschiedenen Problemen führen. Auch die Ausscheidung aus dem Darm funktioniert nicht effizient, weil die Abfallstoffe zu verschiedenen Zeitpunkten in den Dickdarm gelangen, anstatt auf einmal. Wenn der Dickdarm nicht sauber ist, sind Probleme vorprogrammiert. Im klassischen Hatha-Yoga heißt es, dass ein unreiner Dickdarm und psychische Störungen in direktem Zusammenhang stehen. Wenn der Dickdarm nicht sauber ist, wirkt sich das direkt auf unseren Geist aus: Er wird unruhig.

Intervallfasten

Deswegen isst man im Ashram nur zweimal am Tag: um 10 und um 18-19 Uhr. Und dazwischen gibt es einen leckeren Saft oder eine köstliche Frucht, die einen wieder mit neuer Energie versorgt. Denn nach dem yogischen System liegt der optimale Abstand zwischen einer Mahlzeit und der nächsten zwischen 6 und 8 Stunden.

Und das Beste daran ist, dass es auch geistige Vorteile hat, nicht so oft am Tag zu essen! Es erhöht nämlich unsere Wahrnehmungsfähigkeit oder anders gesagt, es öffnet unser drittes Auge. Wir haben auch gelernt, dass es für jemanden, der auf dem yogischen Weg ist, ratsam ist, die Integrität des Systems zu bewahren und in der Zeit des Intervallfastens von 6 bis 8 Stunden nur Wasser zu trinken.

Wenn ich dies schreibe, bin ich mir auch bewusst, dass Intervallfasten nicht für jeden geeignet ist. Es ist wichtig, den individuellen Gesundheitszustand und Lebensstil zu berücksichtigen, bevor man mit dem Intervallfasten beginnt. Beginne erst mit 4 Stunden Intervallfasten und erhöhe es langsam, und beobachte deinen Körper dabei.

Während unserer 21-wöchigen Hatha-Yoga-Ausbildung haben wir zum Beispiel körperlich sehr viel geübt, deshalb wurde uns manchmal tagsüber ein Kullu-Getränk verabreicht. Kullu ist ein unglaublich nahrhaftes Getränk aus Pferdebohnen (Engl. horse gram), das reich an Kohlenhydraten ist. Es war wirklich sehr nahrhaft und sättigend. Deshalb sollte man seine Ernährung immer dem Lebensstil und den Bedürfnissen des Körpers anpassen und auf die Signale des Körpers hören.

Für mich war dieser Essensrhythmus sehr gut, auch wenn ich anfangs etwas Sorge hatte, das mir das Mittagessen fehlen würde. Doch Yoga hat meinem Körper neue Energie gegeben, so dass ich tatsächlich weniger Hunger hatte. Das berichten auch meine Yogaschüler, für die körperliche Yogaübungen auf leeren Magen zunächst ungewohnt sind. Die einzelnen Yogastunden in den Yogakursen, z.B. für Angamardana oder Yogasanas, dauern manchmal drei Stunden am Stück und die meisten Schülerinnen und Schüler halten das mit leerem Magen problemlos durch. Am Ende des Kurses waren sie dann immerhin sieben Stunden ohne Essen!

Als ich mit Isha Hatha Yoga anfing, musste ich die 4-Stunden Mahlzeiten Rechnung immer im Hinterkopf behalten, wollte ich Morgens und Nachmittags Yoga machen. Es ist und war nicht immer einfach, vor allem, wenn ich in sozialen Situationen bin. Ich muss den Tag genau planen, so dass Yoga und die Essenszeiten genau zu einander passen. Inzwischen ist es ein integrierter Teil meines Alltages.

Wie Yoga dein Essverhalten positiv beeinflussen kann

Seit fast 7 Jahren praktiziere ich regelmäßig Isha Hatha Yoga und es hat meine Einstellung zum Essen grundlegend zum Besseren verändert. Hier sind meine Erfahrungen:

– Ich spüre meinen Körper viel besser und habe das Gefühl, dass mir Snacking nicht gut tut. Obst, ein Smoothy, Saft oder Tee für zwischendurch tun mir gut. Ansonsten freue ich mich auf mein Essen, weil der Körper schon ein bisschen Hunger hat.

– Durch Yoga braucht mein Körper weniger zu essen. Ich esse nur zweimal am Tag, wobei ich z.B. morgens manchmal nur einen Smoothy und einen Obstsalat zu mir nehme und meine richtige Mahlzeit am frühen Abend.

– Ich spüre, wann mein Körper satt ist und möchte dann nicht mehr essen. Die innere Regulation funktioniert sehr gut.

– Mein Körper will nur frische Lebensmittel essen, die voller Lebensenergie sind.

– Ich kann längere Zeit am Tag nichts essen, ohne nervös zu werden, was ich bei vielen Menschen beobachte, wenn sie nicht sofort etwas zu essen bekommen.

– Und das Wichtigste: Meine Einstellung zum Essen hat sich nach und nach verändert. Ich gehe nicht mehr so zwanghaft damit um. Wir haben oft bestimmte Zwänge, wenn es ums Essen geht. Essen kann eine Möglichkeit sein, mit Stress, Angst oder anderen negativen Gefühlen umzugehen. Menschen können zwanghaft zu bestimmten Nahrungsmitteln greifen, um sich zu beruhigen oder zu trösten. Für manche Menschen kann Essen eine Möglichkeit sein, ihre Emotionen zu regulieren, insbesondere wenn sie Schwierigkeiten haben, mit ihren Gefühlen auf andere Weise umzugehen. Essstörungen wie Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Binge-Eating-Störung sind stark mit zwanghaftem Verhalten verbunden. Diese Störungen beinhalten oft zwanghafte Gedanken über Essen, Körpergewicht und -form sowie zwanghaftes Essverhalten. Durch die regelmäßige Yogapraxis haben sich meine inneren Zwänge in Bezug auf das Essen mehr und mehr beruhigt.

Im Folgenden fasse ich noch einmal zusammen, wie Yoga unsere Selbstwahrnehmung und unser Essverhalten nachhaltig positiv beeinflussen und deutlich mehr Lebensqualität in unser Leben bringen kann:

Förderung gesunder Gewohnheiten – das ist der Schlüssel zu einem gesunden und glücklichen Leben! Es hilft dir, eine gesunde Beziehung zu Bewegung und Ernährung zu entwickeln. Und es betont die Bedeutung eines ausgewogenen Lebensstils. Yoga ist kein Sport! Es ist eine spirituelle Übung, die du mit deinem Körper machst. Und das Beste daran ist: Deine Gesundheit stellt sich nach und nach als Nebeneffekt ein, weil du deinen Körper in eine gewisse Harmonie bringst.

Verbesserung der Verdauung und des Stoffwechsels: Mit bestimmten Hatha-Yoga-Übungen kannst du deine Verdauung fördern und deinen Stoffwechsel regulieren. Das ist wirklich super, denn so kannst du dein Essverhalten ganz einfach wieder in gesunde Bahnen lenken!

Förderung von Achtsamkeit beim Essen: Durch die Achtsamkeitspraxis kann Yoga helfen, bewusster und intuitiver zu essen, d.h. auf die natürlichen Hunger- und Sättigungssignale des Körpers zu achten. Ich habe bei mir deutlich bemerkt, dass mein Körper ein klares „Nein“ sagt, wenn ich schon satt bin. Dann kann ich das Essen nicht mehr richtig genießen.

Was mir besonders gut gefällt, ist, vor dem Essen 2-3 Minuten Pause zu machen und dabei Dankbarkeit zu empfinden. Dieses kleine Ritual bringt ein Stück Achtsamkeit in meinen Alltag.

Gesund essen mit Yoga: meine Favoriten

Und hier noch einmal meine Favoritenliste für mehr Achtsamkeit beim Essen:

#1 Warte zwei-drei Minuten, bevor du mit dem Essen beginnst und bedanke dich innerlich für das Essen.
#2 Schalte Bildschirme ab, iss in Stille und fokussiere dich nur auf das Essen
#3 Nimm dir Zeit, um jede Mahlzeit zu genießen und bewusst zu kaufen. Kaue mindestens 24 Mal, bevor du schluckst. Der Verdauungsprozess beginnt bereits im Mund.
#4 Wenn möglich, iss im Schneidersitz auf dem Boden. Das regt deine Verdauung an.
#5 Höre auf deinen Körper und iss, wenn du hungrig bist, und höre auf, wenn du satt bist.
#6 Das Auge isst mit: Arrangiere dein Essen schön auf dem Teller und schmücke deinen Esstisch mit einer Blumenvase. 🙂

#7 Iss in Ruhe und Achtsamkeit und achte auf den Geschmack, die Textur und das Aroma der Nahrung.

Indem du dich auf das Essen konzentriert und Ablenkungen vermeidest, kannst du nicht nur den Genuß der Mahlzeit steigern, sondern auch die Gesundheit und das Wohlbefinden insgesamt verbessern.